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KI, erweiterte Realität … Die Superkräfte von Wartungstechnikern

XavierBiseul
Xavier Biseul
6. März 2019
6 Min Lesedauer

Die neuen Technologien können Techniker nicht nur dabei unterstützen, vor Ort die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie können auch die Präzision ihrer Handgriffe erhöhen. Die Zukunft hat bereits begonnen!
 
Robotik, künstliche Intelligenz, virtuelle und erweiterte Realität, 3D Druck … Die neuen Technologien dienen nicht nur zur Automatisierung zahlreicher Prozesse im Unternehmen. Sie helfen auch dem Menschen bei seinen täglichen Aufgaben.
 
Die Kombination von Mensch und Maschine ergibt eine weitaus effizientere Arbeitskraft als der Mensch allein oder die Maschine allein. Der Mensch bringt seine Kreativität mit ein, seinen Sinn für Innovation. Die Maschine liefert ihre Rechenleistung und ihre Fähigkeit zu unbegrenzten Wiederholungen, ohne jemals zu ermüden.
 
Der durchdachte Einsatz neuer Technologien kann einen Techniker „erweitern“ bzw. „vertiefen“. Diese positive Vision hat allerdings zur einen heftigen Diskurs zur Folge, der einen düstere Zukunft prophezeit. Laut einigen Experten werde die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) und der Robotik zu einem Abbau von Arbeitsplätzen im großen Stil führen. Die pessimistischsten Studien rechnen mit einem Verlust von 50% der vorhandenen Jobs. Dabei berücksichtigen sie allerdings nicht, wie viele neue Stellen durch die digitale Revolution geschaffen werden.
 
In diesem Zusammenhang wurde auch die Vorstellung geäußert, dass die digitale Transformation nur die „white collar“, also die intellektuellen Arbeitskräfte, betreffen würde. Dies trifft aber nicht zu. Im Gegenteil, die Technologien führen zu einer „Erweiterung“, also einer Verbesserung der physischen und kognitiven Fähigkeiten von „blue collar“-Arbeitskräften. Accenture veröffentlichte dazu einen sehr interessanten Bericht, das Leben eines Industrie-Technikers im Zeitalter der neuen, „zerstörerischen“ Technologien.

Pannen vorhersehen, die Einsatzplanung verbessern

Diese digitale Revolution bringt vor allem für Wartungstechniker entscheidende Veränderungen. Sie verfügen jetzt über Superkräfte, die weit über das überall gegenwärtige Smartphone oder Tablett hinausreichen.
 
Bereits vor dem Auslösen eines Einsatzes betreten die Algorithmen des machine learning oder deep learning das Spielfeld. Sie analysieren in Echtzeit die Informationen über die Temperatur, die Feuchtigkeit, die Vibrationen oder den Druck eines Gerätes, die von Sensoren den übermittelt werden.
 
Bei dauerhafter Anwendung können Vorhersagemodelle aufgestellt werden, mit denen Anzeichen für mögliche Störungen entdeckt und Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise gegeben werden können. Das Ziel ist klar: Pannen vorherzusehen, bevor sie eintreten.
 

Der positive Kreislauf der vorausschauenden Wartung

Die vorausschauende Wartung verlängert nicht nur die Lebensdauer von Geräten, sie reduziert auch deutlich die Anzahl von Wartungseinsätzen an einem Standort. Außerdem kann ein Techniker auch aus der Entfernung korrigierende Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel den Versand eines korrigierenden Softwarepakets. Er konsultiert dafür den Zustand des Gerätes und die Empfehlungen der KI.
 
Diese Tele-Wartung verhindert unnötige Fahrten und verringert den Stillstand von Geräten. Es ähnelt der Übernahme des Computers eines Nutzers durch einen Techniker der Service-Hotline, nur dass in diesem Fall kein Nutzer vorhanden ist, der über das Problem berichten kann.

Virtuelles Eintauchen in zukünftige Einsätze

Falls sich ein Einsatz trotz all dieser Bemühungen nicht vermeiden lässt, hat der Wartungstechniker bereits vor dem Eintreffen vor Ort einen umfangreichen Einblick in den Zustand der Maschine. Aufgrund der Daten über vorangegangene Pannen des gleichen Gerätetyps weiß der Techniker, welche Ersatzteile er braucht. Er nimmt also nur diejenigen Ersatzteile mit, die er wahrscheinlich austauschen muss.
 
Mit einem VR-Helm kann der Techniker sich sogar vor dem Einsatz ein Bild über die defekte Maschine machen und herausfinden, wo das defekte Teil sitzt. In der virtuellen Realität kann er alle Gesten gefahrlos ausprobieren, die er im Einsatz durchführen muss. Die gemischte Realität der HoloLens von Microsoft ermöglicht es, mit virtuellen Objekten genauso umzugehen wie mit realen Objekten.

Von künstlicher Intelligenz unterstützte Planung

Künstliche Intelligenz kann die Einsatzplanung verbessern. Metaheuristische Algorithmen wie die im Modell SmartScheduler von Praxedo verarbeiten eine große Anzahl von Parametern, um eine optimale Einsatzplanung anzubieten. In diesem Fall ist der Disponent „erweitert“.
 
Eine sogenannte intelligente Planung berücksichtigt den Einsatztyp und seine vorgesehene Dauer, die Fahrtzeit und die Verkehrslage, die Kompetenzen und Verfügbarkeiten von Technikern und den Lagerbestand von Ersatzteilen.

Erweiterte Realität: Alle nützlichen Informationen auf einen Blick

Aber kommen wir zu unserem Techniker vor Ort zurück. Er steht jetzt der defekten Maschine gegenüber. Hier kommt die erweiterte Realität ins Spiel. Im Helm des Technikers erscheint ein Bildschirm, der ihm alle Informationen anzeigt, die für seine aktuelle Situation wichtig sind. Sie legen sich praktisch über die reale Welt.
 
Der Techniker ist nun nicht mehr auf ein Smartphone oder Tablette angewiesen. Mit freien Händen arbeitet er seine To-Do-Liste ab. Jederzeit kann er dabei auf Daten zum Zustand des Gerätes oder technische Dokumentationen (Pläne, Zeichnungen, Handbücher usw.) zugreifen.

Beratung von einem Experten

Ein Techniker kann auch durch einen Kollegen „erweitert“ werden. Bouygues Telecom hat im letzten Juli ein 5G-Experiment unter „realen Bedingungen“ in Bordeaux durchgeführt. Ein Wartungstechniker war dabei mit einem HoloLens-Helm ausgestattet und erhielt den Rat eines Experten, der mehrere 10 Kilometer entfernt war.
 
Und wenn er nicht das passende Ersatzteil in seinem Fahrzeug hat, kann er es immer noch mit seinem 3D-Drucker „ausdrucken“. Dafür muss er nur die entsprechenden Zeichnungen für den Drucker heruntergeladen haben.

Ein Exoskelett verbessert die Arbeitsbedingungen

Die neuen Technologien übernehmen nicht nur sich wiederholende Aufgaben, sondern auch mühselige Aufgaben. Ein Wartungstechniker kommt oft in die Lage, schwierige Operationen manuell durchführen zu müssen. Ein Exoskelett ermöglicht es ihm, seine physischen Kräfte zu vervielfältigen und schwere Gewichte ohne große Anstrengung zu bewegen. Das Exoskelett kann dabei ein vollautomatisiertes Kleidungsstück oder eine externe Prothese sein.
 
Ein Exoskelett kann dem Techniker auch als Sitzgelegenheit dienen, was bei einem überwiegend im Stehen zu absolvierenden Einsatz für den Techniker eine große Entlastung darstellt. In jedem Fall verbessert ein Exoskelett die Arbeitsbedingungen der Wartungstechniker und reduziert das Risiko für Erkrankungen im Knochen-Muskel-System.